Hannes ist im Schweinchenhimmel
von Suse
Vor ein paar Wochen ist Hannes wohl gegen eine Rampe gelaufen und hat sich eine stumpfe Verletzung an der Wange zugezogen. Nee, ich habe sie nicht gejagt.
Am Sonntag, den 18.9.2011, wann sonst, wenn nicht Sonntags, entdecken die Menschen bei Hannes eine dicke Beule an der rechten Wange.
Hannes und Eddie als Aufpasser werden also in die Box gepackt und zur Notsprechstunde gefahren. Schnell war klar, dass es ein riesiger Abszess ist. Eddie hat erzählt, dass Hannes direkt unters Messer gekommen ist.
Unter Gasnarkose wurde der Abzess ausgeräumt und eine Drainage eingelegt. Hannes bekommt nun Baytril, Metacam und BBB. Der Abszesskanal wurde 2 mal täglich mit Jod-Lösung gespült. Das müsste ich ja nun gar nicht haben! Leider mochte Hannes gar nicht fressen (kann ich gar nicht verstehen, ich habe immer Hunger), so dass sie mit Critical Care gepäppelt werden musste.
Sie hat auch andere Leckereien bekommen, von denen wir hier nur träumen können. Obwohl Hannes dann nach ein paar Tagen wieder Appetit hatte (na klar), wurde es mit der Wunde nicht besser.
Hannes am 21.09.2011 wird nach der ersten OP gepäppelt.
Am 27.9.2011 wurden ihr dann in einer 1,5 stündigen OP drei Abszesskapseln mehr oder weniger vollständig aus der Kiefermuskulatur heraus operiert. Hannes ist dann auch bis zum 1.10.2011 stationär in der Klinik geblieben, was sicher megaöde war, denn sie mochte dort nicht fressen und saß bloss ’rum. Das änderte sich zu Hause schlagartig. Es wurde Löwenzahn und Gras gemampft als gäbe es kein Morgen. Hannes ist sogar zweimal aus dem Krankenlager ausgerissen, um mit uns zusammen zu sein. Behandelt wurde sie weiterhin mit Baytril, Metacam und BBB. Gespült wurde zuerst mit Jodlösung, dann mit ProntoVet.
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Hannes am 28.09.2011 nach der zweiten OP. Kaum zu Hause wird auch wieder gefressen und es muss gespült werden.
Leider hat sich ein weisslicher Belag, vermutlich aus abgestorbenem Gewebe, in der Wundhöhle gebildet. Am 6.10.2011 sollten eigentlich die Fäden gezogen werden, wozu ich Hannes auch extra begleitet habe, aber die Wundränder sind nicht zusammen gewachsen. Daher wurde Hannes am 7.10.2011 ein drittes Mal operiert. Nun wurde die Wunde gereinigt und innen mit resorbierbarem Nahtmaterial und aussen mit herkömmlichen Nahtmaterial verschlossen. Es wurde keine Drainage mehr gelegt.
Hannes Krankenstation (jetzt ausbruchssicher) und der Krankenbesuch von mir.
Die Wunde wurde mit ProntoVet zweimal täglich betupft und dann die Naht mit Mielosan eingerieben. Das riecht toll nach Honig und wir sind alle bei Hannes zum Schnuppern gewesen. Hannes bekommt jetzt Novalgin und Marbocyl und natürlich BBB. Leider hat sie trotzdem Durchfall bekommen und auch insgesamt fast 300g abgenommen. Gut, dass wir alle zur Rasse der Moppelschweinchen gehören. So wiegt Hannes jetzt immer noch fast ein Kilo.
Hannes am 7.10.2011 nach der 3. OP. Auch die Plüschrolle schützt nicht vor der Behandlung.
Wir haben jetzt den 15.10.2011 und leider heilt die Wunde immer noch nicht. Es hat sich eine dicke Wulst gebildet, welche aber wohl kein neuer Abszess ist. Leider sind wir alle etwas ratlos, was zu tun ist. Aber Hannes macht einen quietschfidelen Eindruck, flitzt mit uns im Garten und in der Hütte herum und frisst alles, was ihr in die Quere kommt, wenn wir sie lassen …
Heute, am 17.10.2011, war Hannes mal wieder bei der Tierärztin. Leider hat die Naht nicht gehalten - vielleicht liegt es ja am Nahtmaterial. Die arme Maus wurde also von den äußeren Fäden befreit und die Wunde gereinigt und gespült - ganz ohne Narkose. Zwischendurch wurde immer mal ’ne Pause gemacht, in der Hannes dann erstmal ein paar Haferflocken gemampft hat. Dann wurde die Wunde getackert, als wäre Hannes ein Aktenstapel.
Zu guter letzt bekam sie eine Salbe aus Jod und Zucker und einen Verband in weiss-grün-schwarz (dabei steht Hannes gar nicht auf den VFL). Diesen hat sie dann auch gleich auf der Rückfahrt abgestreift. Zu Hause gab’s dann einen neuen Schal und Haferflocken satt.
Hannes am 17.10.2011 nach dem Tackern. Der ungeliebte VFL-Schal und Haferflocken satt.
Die Wunde heilt nun unter Jod und Zucker von innen heraus. Hannes bekommt auch keine Antibiotika mehr.
Ab und an gibt es noch einen Tropfen Novalgin gegen den Wundschmerz.
Gestern, am 20.10.2011, wurden dann die Klammern und die abgestorbene Haut, soweit möglich, entfernt.
Hannes ist unglaublich tapfer und gelassen und lässt sich noch während der Behandlung von der Tierärztin mit Erbsenflocken füttern.
Ab jetzt wird die Wunde mit Prontovet gespült und mit Octenivet behandelt.
Hannes bekommt zum Päppeln noch zusätzlich Möhrenbrei mit Vitaminen und BBB, was sie gerne aus der Spritze schlabbert (Möhrenbrei hätte ich auch gerne). Ausserdem bekommt sie Extraportionen Haferflocken, Erbsenflocken und Rucola. Sie wiegt nun ca. 970 g.
Hannes am 19.10.2011 schlabbert Möhrenbrei mit Vitaminen und BBB.
Obwohl Hannes nun eine offene 2-Euro-Stück grosse, offene Wunde hat, ist sie weiter bei uns im Gartenhaus und Aussengehege und wuselt mit uns herum. Glücklicherweise erscheint den Menschen das wichtiger, sie nennen es sozialen Kontakt, als die Keimfreiheit (so was kennen wir hier gar nicht). Hannes “trägt” einen Schal aus elastischer Mullbinde und darunter einen Tupfer. Dies hält den gröbsten Schmutz ab. Hannes frisst ganz normal (naja mehr als sonst, sie muss halt einiges aufholen) und zeigt keinerlei Krankheitsanzeichen mehr. Auch der Durchfall ist nun besser.
23.10.2011 Neben und unter der Wunde hat sich eine weitere riesige Abzesshöhle gebildet, die vom rechten Ohr bis zum Hals reicht. Hannes wurde in den Schweinchenhimmel geschickt.
Machs gut, Deine Suse