Tiger Graphics

Tiger Graphics Icon

Bild am oberen Rand

Warum Kompaktkameras so sind, wie sie sind...

Auf der Suche nach einem Ersatz (oder einer Ergänzung) für unser Canon S110 fanden wir die relativ neue Canon G7X und haben sie einmal ausprobiert. Da es ziemliches Schietwetter war, haben wir erst einmal im Haus einige Testfotos unter verschiedenen Lichtbedingungen gemacht und mit den Ergebnissen anderer Kameras (EOS 6D, 7D MkII, 100D) verglichen. Besonders fiel auf, dass im Weitwinkelbereich die Bilder an den Rändern ziemlich "matschig" aussahen (Brennweite 8,8mm, was bei dem 1 Zoll-Sensor der G7X einer Brennweite von 24mm am Vollformat entspricht) .
Nach dem Import der Bilder im Raw-Format in Capture One wird das Bild zunächst mit Objektivkorrektur dargestellt. Schaltet man nun die Objektivkorrektur ab, sieht man das RAW in seiner vollen "Schönheit". In Bild 1 sind zum Vergleich Screenshots beider Ansichten aus Capture One 8 dargestellt. Dem Kamera-RAW wird also im Raw selbst oder durch den Raw-Konverter eine massive Korrektur mitgegeben. Schade nur, dass man das nicht in allen Konvertern sieht.

G7X Objektiv-Korrektur vs. unkorrigiertes Raw

Den Doppelpfeil im Bild mit gedrückter Maustaste bewegen

Screenshots von Capture One 8: Der aufgehellte Bereich in der Ansicht aus Capture One (links) zeigt den Inhalt, der durch die Kamera als sichtbar/verfügbar markiert wurde. Die andere Ansicht (rechts) zeigt das unkorrigierte Raw; ebenfalls als Screenshot aus Capture One.
Es ist gut zu sehen, dass bei 8,8mm Brennweite der Bildkreis nicht den Sensor abdeckt und dass es eine sehr starke tonnenförmige Verzeichnung gibt. Offensichtlich geben die Verarbeitungsvorschriften für die Kamera den Raw-Konvertern schon ziemlich heftige Korrekturen vor.

JPG aus der G7X vs. JPG aus Capture One 8 mit G7X Objektiv-Korrektur

Das korrigierte JPG aus Capture One 8 mit G7X Objektiv-Korrektur (rechts) entspricht in etwa dem JPG direkt aus der G7X (links).

Stutzig machte uns dann aber, dass sowohl das JPG aus der Kamera, wie auch alle mit der Korrektur versehenen Exporte (JPG, TIFF, PNG, usw.) aus Capture One und DDP die Original-Bildgröße (5472x3648 Pixel) haben, obwohl offensichtlich nur ein Teil der Sensorfläche ausgewertet wird.
Um dies bewerten zu können, wurde die Raw-Datei unter Linux mit RawTherapee so korrigiert (Verzeichnungskorrektur und Ausschnitt), dass der Bildausschnitt des Kamera-JPG getroffen wurde. Das Ergebnis wurde als TIFF und JPG exportiert.

JPG aus der G7X vs. JPG aus RawTherapee mit manuellen Korrekturen

Das manuell korrigierte JPG aus RawTherapee (rechts) entspricht in etwa dem JPG direkt aus der G7X (links).

Die Exporte des korrigierten Bildes aus RawTherapee zeigen eine Pixelzahl von 4990x3325 Pixeln, was etwa effektiven 16,6 MPixel enspricht; bei Canon wird eine effektive Pixelzahl von ca. 20,2 MPixel angegeben. Es wird also über die Verarbeitsvorschriften, die den Raw-Konvertern vorgegeben werden, nach der Korrektur auf das 100%-Bildformat hoch-interpoliert, was einen weiteren Qualitätsverlust verursacht. Ab etwa 40mm Brennweite (Vollformatäquivalent) wird der Sensor komplett ausgeleuchtet und zumindest kein automatischer Ausschnitt mehr gesetzt.

Nun könnte man sich fragen: "Wo ist das Problem, die JPGs aus der Cam sind doch ganz ok?"
Dabei gibt es eben mehrere Probleme:

  • • Randunschärfen durch massive Korrektur der tonnenförmigen Verzeichnung
  • Weniger Weitwinkel als beworben durch gecroppte Ränder, siehe unten
  • • Weniger Megapixel genutzt als der Sensor hat und mit denen geworben wird
  • • Interpolation auf die nominelle Pixelzahl bei automatischer Korrektur
  • • Verschlechterung der Bildqualität durch diese Interpolation

Solche Korrekturen werden, wenn auch nicht so massiv, auch bei der S110 gemacht ... und sicher auch bei vielen anderen Kompaktkameras. Diskussionen dazu finden sich häufig in englischsprachigen Foren (z.B bei Digital Photography Review).

Unser persönliches Fazit:
Wir bleiben bei DSLR. Wenn's leicht und klein sein soll: EOS 100D mit EF-S 24mm. Dort gilt noch das WYSIWYG-Prinzip dank optischem Sucher. So, genug der Abkürzungen. Naja fast... Auch andere können ein bisschen VW.😉

Ergänzung vom 21.10.2016
Tests haben gezeigt, dass trotz des Beschnitts der Bilder die Weitwinkelbrennweite von 24 mm erreicht wird. Dies wurde im Vergleich zu einer EOS 6D mit 24mm Objektiv ermittelt. Dies bedeutet auch, dass man mit der G7x noch weitwinkligere Bilder machen kann, wenn man in RAW arbeitet und einen entsprechenden RAW Konverter benutzt. Das geht dann natürlich zu Lasten der Bildqualität.

Ergänzung vom 02.01.2019
Mitterweile haben wir auch einige DSLM von Fuji und Canon. Für diese sind die In-Body Korrekturen für die uns zur Verfügung stehenden Objektive moderat.




Die Überblendregler stammen aus dem Paket TwentyTwenty und werden unter der MIT Open Source Lizenz verwendet.





©Tiger GraphicsTatze 2013-2024 7349 Besucher in 2024. Ihre IP-Adresse ist: 3.144.110.194